Das Wichtigste in Kürze:
Stell dir einmal Folgendes vor: Es ist ein schöner Freitag im Frühsommer, die Sonne scheint bei freibadtauglichen 25 Grad und du hast gute Laune. In der Schule denkst du an nichts Schlimmes und freust dich auf das Wochenende am Badesee – bis dein Geschichtslehrer dir ein Referat aufbrummt. Über das deutsche Kaiserreich. Und kein vernünftiger Schüler hat Ahnung über das Kaiserreich. Und Interesse auch nicht.
Für mich war dies immer ein Horror und ich war ein Meister darin, Referate erst in der Nacht vor dem Abgabetermin vorzubereiten. Entsprechen schlecht waren die dann aber meistens auch.
Das Problem bei Referaten ist, wenn wir ehrlich sind, ja auch nur selten das Thema sondern vielmehr: Die leere Seite. Wir haben ja bereits einen Blick auf das blank-page-phenomenon geworfen: Das Phänomen, dass eine leere Seite uns psychologisch derart unangenehm ist, dass man den Start der Vorbereitungen gerne immer weiter nach hinten verschiebt und nur schwer in die Gänge kommt. Dieses Problem ein für alle Mal in den Griff zu kriegen, ist Ziel des heutigen Übungstages. Ich stelle dir eine narrensichere Methode vor, wie du leere Seiten sinnvoll füllen kannst. Damit werden Vorträge, Aufsätze und Facharbeiten zum Kinderspiel.
„Oh man. Hätte ich mir das doch aufgeschrieben!“ ist ein viel zu häufiger Gedanke während Hausaufgaben oder Vortragsvorbereitungen. Die erste und einfachste Regel lautet deshalb: Alles, was du im Unterricht schon mitgeschrieben hast, brauchst du später nicht aufwendig erneut recherchieren.
Kaufe dir für deinen Weg zum Abitur einen großen Leitz-Ordner, leeres Papier und Trennblätter. So kannst du für jedes Fach einen einzelnen Bereich anlegen und von der Kopie bis zur Mitschrift alles abheften. Am besten clippst du auch noch einen kleinen Locher mit ein, sodass du auch ungelochte Blätter direkt einheften kannst.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Wenn du dies gewissenhaft durchhältst, findest du im Ordner die Inhalte aller Fächer sauber gesammelt. Hierdurch erleichterst du dir den Aufwand bei der Suche nach einem speziellen Arbeitsblatt oder einer Information erheblich.
Richte am Ende des Ordners zusätzlich einen Bereich für freie Notizen ein. Hier kannst du direkt alle Hausaufgaben eintragen, sodass du sie immer im Blick hast. Auch wenn Schule sich für viele noch in der „Kreidezeit“ befindet, kannst du selbstverständlich auch digital arbeiten. Alle Mitschriften lassen sich auch am Tablet oder Laptop aufnehmen. Wichtig ist nur: Je mehr und gewissenhafter du mitschriebst, desto weniger Aufwand hast du bei späteren Recherchen.
Gut. Wir haben also durch den Unterricht erste Notizen zum Thema, das wir vorstellen sollen. Tauchen wir ab in den größten Informationspool der Welt: Das Internet. Leider ist dieser Pool derart überfüllt mit guten wie schlechten Informationen, dass man riskiert, darin zu ertrinken. Wie können wir die guten Informationen herauspicken?
a) Starte auf Wikipedia. Wenn dir ein Thema gänzlich neu ist, bildet Wikipedia einen guten Startpunkt. Viele Seiten hier sind mittlerweile inhaltlich solide dargestellt. Wenn ich ein neues Thema recherchiere, beginne ich auch damit, mir erst einmal den Wikipedia-Artikel und dann die wichtigsten damit verlinkten Seiten anzuschauen. Inhaltlich hat man dann bereits ein grobes Bild von der Thematik.
Versuche, während des Lesens die wichtigsten Informationen stichwortartig auf ein leeres Blatt zu notieren. Hier wirst du nach kurzer Zeit Zusammenhänge und Lücken erkennen, die du noch schließen musst.
b) Anschließend auf ins WWW. Nach dem Einlesen auf Wikipedia erweitere den Suchradius im Internet. Es spricht gar nichts dagegen, im weiten Netz nach Informationen zu tauchen. Achte jedoch auf folgende Qualitätsmerkmale guter Webseiten:
Als Lehrer kann ich dir sagen, dass ich bei der Quellenauswahl meiner Schüler sehr pingelig bin. Und wenn dies für mich gilt, dann sicherlich auch für andere Lehrer.
c) Ab in die Bücherei. Nach der Internetrecherche solltest du dein Wissen durch Bücher ergänzen und bestätigen. Ja, genau, richtige Bücher aus Papier. Im Idealfall gehst du in deine Stadtbibliothek und suchst dort nach weiterführender Literatur. Die meisten Fachangestellten dort sind sehr hilfsbereit und werden dich gerne bei deiner Recherche unterstützen. Leih dir passende Bücher direkt aus – oder mach‘ Handyfotos von den wichtigsten Seiten (sowie vom Deckblatt, damit du weißt, aus welchem Buch die Informationen stammen). So kannst du später wortwörtlich aus Printquellen zitieren.
Kurzer Zwischenstand: Wir haben jetzt eine solide Wissensgrundlage aus dem Unterricht, eine Notizen zu den wichtigsten Inhalten, sowie zitierbare Bücher und Webseiten. Was jetzt? Es ist ja nicht so, dass wir alles in einen Thermomix werfen und der fertige Text rauskommt.
Jeder gute Text folgt einer inneren Logik. Fakten werden nicht einfach nur aneinandergereiht, sondern sinnvoll und zusammenhängend verpackt. Aus diesem Grund bringt es wenig, „einfach mal“ mit dem Schreiben von ein paar Seiten anzufangen.
Plane stattdessen zunächst eine Struktur für deinen Text. Diese Struktur dient als Gerüst, an das wir deine recherchierten Inhalte zu einem ansehnlichen Kunstwerk aufbauen.
Wenn die Struktur steht, kannst du die recherchierten Inhalte Schritt für Schritt einfügen. Ohne das Gerüst jedoch fielen sie willkürlich zusammen.
Merkst du etwas? Einen Text zu schreiben bedeutet, zunächst gar keinen Text zu schreiben! Und das ist das große Geheimnis. Am Anfang stehen Stichworte. Und hier hilft dir jetzt dein Zettel aus dem zweiten Schritt. Nimm ihn und bringe die Stichworte in eine sinnvolle Reihenfolge: Überlege dir vier bis fünf große Überschriften, in die du deinen Text einteilen kannst. Diese Überschriften ergänze dann um weitere Zwischenüberschriften.
Erst wenn diese Struktur einigermaßen steht solltet du beginnen, die dazugehörigen Texte auszuformulieren.
Hast du schon mal was von Prokrastination gehört? Nein, das ist keine Krankheit und auch kein besonders knuspriges Gericht bei McDonalds. Prokrastination ist der Fachbegriff für ein Problem, das wir alle kennen: Aufschieberei. Egal ob jung oder alt, Anfänger oder Profi, wir alle schieben gerne auf. Und ein Grund dafür liegt in unserem Umgang mit Fehlern. Wie oft haben wir schon eingetrichtert bekommen, dass Fehler etwas Schlechtes sind und wir uns schämen sollten, etwas falsch gemacht zu haben! Genau diese Denkweise ist es jedoch, die uns davon abhält, erfolgreich zu sein! Die Sorge vor Fehlern und der Wunsch nach dem perfekten Text setzt uns derart unter Druck, dass man viel zu häufig gar nichts aufs Papier bringt und lieber alles vor sich herschiebt. Aber dazu mehr an einem der folgenden Tage.
Im vierten Schritt füllen wir nun die Leerstellen zwischen deinen Überschriften. Das ist mithilfe deiner Notizen aus Schritt zwei gut machbar. Ganz wichtig dabei ist: Du musst nicht direkt einen perfekten Text schreiben! Es genügt, überhaupt zu schreiben. Wenn der Inhalt stimmt (was der Fall sein wird, dank deiner Notizen), kannst du die Sprache im nächsten Schritt noch verbessern. Jetzt, im vierten Schritt geht es darum, dass du überhaupt schreibst.
Natürlich kannst du die vorhandene Struktur auch noch einmal ändern, falls dies sinnvoll erscheint. Es ist vor allem eins: Ein Gerüst, das dir beim Aufbau des Textes hilft.
Für dich bedeutet dies: Hab‘ keine Angst davor, etwas falsch zu machen und fang‘ einfach an. So kommst du in den Flow und arbeitest dich in das Thema ein. Und wenn du dich erst einmal richtig in das Thema eingearbeitet hast, hast du immer noch Zeit, um etwaige Schwächen zu korrigieren.
Du stehst mit Schritt fünf nun am Ende deiner Ausarbeitungen. Du hast Inhalte recherchiert, strukturiert und verfasst. Nimm dir nun noch Zeit, deinen gesamten Text mehrmals komplett durchzulesen. Hierbei fallen dir immer wieder Stellen auf, an denen du noch etwas verbessern kannst. Perfekt! Zeit für den Feinschliff!
Achte darauf, dass du alle wichtigen Inhalte deiner Notizen einbringen konntest, du durchgängig eine ähnliche Sprache beibehältst und dass alle Quellen angegeben sind.
Apropos Quellen
„Hast du eigentlich auch mitgekriegt, dass Noten abgeschafft werden sollen?“
„Nee – woher weiß du das?“
„Na, stand in der Zeitung!“
So oder so ähnliche Gespräche kennt man ja. Und wahrscheinlich kennt auch jeder das peinliche Gefühl, sich so richtig zu blamieren, weil man auf eine Zeitungsente (Neudeutsch: Fake News) reingefallen ist. Natürlich werden Schulnoten nicht abgeschafft (Schade!) – das ist ein Artikel meiner Lieblingszeitung, dem Postillion, der ausschließlich erfundene Nachrichten abdruckt.
Es ist für wissenschaftliche Arbeit auf dem Weg zum Abitur absolut notwendig, die Quellen richtig anzugeben. Und auch die besten Quellen bringen wenig, wenn du nicht auf sie verweisen kannst. Egal ob in einer Hausaufgabe, einem Vortrag oder deiner Facharbeit: Übe dich darin, Quellen korrekt anzugeben. Hierfür gibt es bei vielen Lehrern sogar explizit Punkte!
Auf korrektes Zitieren einzugehen würden den Umfang dieses Kapitels sprengen. Wie so oft bietet YouTube eine gute Anlaufstelle. Sprich ebenso mit den Lehrern, für die du die Ausarbeitung anfertigst. Manchmal bevorzugen Lehrer eine spezielle Zitierweise. Oder sie wird zentral von der Schule geregelt.
Im Wust der Informationen passiert es nicht selten, dass man sich „verzettelt“, also den Überblick über die Thematik verliert. Weil es an dieser Stelle so gut passt, möchte ich dir deshalb noch einmal die Methode der Mind-Map empfehlen. In einem der folgenden Kapitel werden wir darüber noch genauer sprechen.
Damit sind wir auch am Ende der heutigen Übung. Das nächste Referat kann kommen und du kannst zeigen, was in dir steckt!
Morgen werden wir digital und schauen uns an, welche Aufgaben wir von nun an dem Computer überlassen können.