Schritt 1: Gewohnheiten steuern dein Leben

So schaffst du dir den perfekten Arbeitsplatz

Wie ein guter Schreibtisch dir die halbe Arbeit abnimmt

Das Wichtigste in Kürze:

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Natürlich kann man seine Hausaufgaben hektisch im Schulbus erledigen und für Klausuren erst in der Nacht davor lernen. Man kann auch bei Mondschein Bäume umarmen, das hat den gleichen Effekt auf die Noten. Seien wir ehrlich: Das mit dem Bus und dem nächtlichen Lernen, das haben wir alle schon gemacht. Und wir haben es alle schon bereut. Dabei gibt es deutlich bequemere Orte zum Schreiben und Denken!

Der wichtigste Ausgangspunkt für gelungenes Arbeiten in der Oberstufe ist ein geordneter Arbeitsplatz. Hierdurch vermeidest du unnötigen Stress und hast Kontrolle über alle anstehenden Aufgaben. Da du im Idealfall nicht nur in der Schule, sondern auch zu Hause arbeitest, lass uns zunächst anschauen, wie ein guter Arbeitsplatz eigentlich aussieht. Ein Arbeitsplatz ist nämlich mehr als ein Ort zum Lesen und Schreiben. Genau wie eine Boutique zum Shoppen und ein Sportplatz zum Fußballspielen einlädt, regt ein guter Schreibtisch quasi aus sich heraus zur Arbeit an. Der Schreibtisch nimmt dir also einen Teil der Motivationsarbeit ab!

Aber wie schaffen wir das? Zunächst einmal ein paar Grundlagen:

Dein Schreibtisch ist ein Ort zum Arbeiten

Vermeide, hier ausgiebig zu essen, Computer zu spielen oder im Internet zu surfen. Wenn du dich hieran hältst, festigst du unbewusst die automatische Verknüpfung: Ich befinde mich am Schreibtisch. à Ich werde arbeiten.

Vermeide unnötige Pausen

Für das konzentrierte Arbeiten bietet sich darüber hinaus an, eine Flasche Wasser und etwas Studentenfutter auf dem Schreibtisch stehen zu haben. Dies schafft Abhilfe bei Hunger oder Durst, ohne dass man die Arbeit unterbrechen muss.

Hab alles bereitliegen

Ebenso sollten ausreichend Schreibmaterialien und Post-Its bereit liegen. Sammle sie einfach in einem Glas oder einer Mappe, dann rollen sie nicht über den Tisch. Zwei Ablagefächer schaffen Ordnung, falls doch einmal Zettel herumliegen: Eines für wichtige Unterlagen, die du bald bearbeiten musst (eine Art Posteingang), das andere als Ablage für Unterlagen, die aufgeräumt werden müssen.

Ruhe ist das A und O

Ablenkung ist das Schlimmste, was deiner Arbeit passieren kann. Der Arbeitsplatz sollte deshalb an einem möglichst ruhigen Ort stehen.

Sorg für Sauerstoff

Da das Gehirn beim Arbeiten ordentlich Sauerstoff benötigt, lüfte vor Arbeitsbeginn einmal ordentlich das Zimmer. Der frische Sauerstoff ist ein Energiestoß fürs Gehirn.

Sorg für Licht

Du benötigst ausreichend Beleuchtung, um deine Augen abends nicht zu sehr anzustrengen. Eine Schreibtischlampe ist ideal.

Wichtig: Nutze deinen Schreibtisch niemals als Deponie für Kram, der sonst herumliegen würde. Stell dir vor, du muss z.B. dringend ein Referat vorbereiten – aber dein Schreibtisch gleicht einem Dschungel, durch den du dir erst mit einer Machete eine Schneise schlagen musst! Das kostet unnötig Zeit, erschwert den Start in die Arbeit und bremst dich aus! Versuche deshalb, deinen Schreibtisch zu jeder Zeit ordentlich und ansehnlich zu halten. Auf diese Weise wirkt er von sich aus einladender zum Arbeiten, ohne dass du vorher erst groß aufräumen musst.

Los gehts!

Schaff dir Platz

Jetzt heißt es aufräumen und ordnen! Richte deinen Arbeitsplatz möglichst so ein wie oben beschrieben!

Falls du merkst, dass du bei dir zu Hause keinen solchen Ort hast, ist dies auch kein Grund zur Panik. Am Ende des Abschnittes stelle ich dir Möglichkeiten vor, um andernorts ähnlich konzentriert zu arbeiten. Suche dann zumindest einen möglichst passenden Ort zu Hause.

Jetzt, wo dein Arbeitsplatz bereitsteht, kann uns nichts mehr aufhalten… sollte man meinen. Denn es sind die vielen Kleinigkeiten, die wie Gift unseren Arbeitsfluss zerstören: Eine WhatsApp-Nachricht hier, ein kurzes Video da und nur eben mit den Eltern sprechen. Als Resultat musst du dich jedes Mal neu in das Thema deiner Arbeit eindenken. Und du verlierst den Arbeitsfluss, der Lernen angenehm macht, den FLOW.

Was ist eigentlich ...

FLOW?
In den siebziger Jahren erforschte der amerikanische Psychologe Mihály Csíkszentmihályi (ja, der heißt wirklich so!) einen psychischen Zustand besonderer Leistungsfähigkeit. Menschen, die konzentriert und ungestört an einer Sache arbeiten, geraten nach einer Weile in einen Zustand der absoluten Vertiefung. Auch schwere Zusammenhänge und komplexe Aufgaben erscheinen machbar und Zeit spielt für einen Moment keine Rolle. Die Arbeit fließt gewissenmaßen von der Hand, daher auch der Begriff des Flows. Bestimmt kennst du diesen Zustand von einem Hobby oder einer spannenden Serie, die dich völlig absorbiert!

Ein ordentlicher Arbeitsplatz ist also nur die halbe Miete. Es ist ebenso wichtig, ungestört arbeiten zu können. Der amerikanische Professor Cal Newport hat für die Arbeit im FLOW ein extra Wort geschaffen:  DEEP-WORK. Die ungeteilte Aufmerksamkeit auf nur eine Aufgabe ermöglicht dann außergewöhnliche Leistungen. Viele erfolgreiche Menschen führen ihren Erfolg auf DEEP-WORK zurück, etwa J. K. Rowling, die, um an den Harry-Potter-Büchern zu schreiben, extra ein stilles Hotelzimmer gemietet hat. Oder Bill Gates, der nächtelang vor dem Computer verbrachte, um die Grundlagen für Windows zu programmieren.

Leider ist es heute schwerer denn je, einer Sache die volle Aufmerksamkeit zu schenken! Deshalb schalte von nun an zu Beginn deiner Arbeit immer das Handy aus (oder stumm in den Flugmodus). Die Benachrichtigungen reißen dich sonst ständig aus dem Flow. Sage auch deiner Familie, dass du während der Arbeitszeit nicht gestört werden willst. Dies mag zu Anfang etwas komisch erscheinen. Nach einigen Wochen haben sich jedoch alle Beteiligten in der Regel an deinen klaren Arbeitsrhythmus gewöhnt und respektieren ihn.

Tipp!

Alternativen, falls du zu Hause keinen geeigneten Schreibtisch zum Arbeiten findest

Nicht jeder hat den Luxus eines eigenen Zimmers mit Schreibtisch. Ein Hindernis ist dies jedoch nicht. Es gibt einige Möglichkeiten, trotzdem in Ruhe und konzentriert zu arbeiten.

Auch wenn es nicht den Glamour eines eigenen Arbeitsplatzes hat – zur Not tut es auch dein Bett, der Küchentisch oder ein Teppich. Denk immer dran: Selbst die größten Firmen sind zuweilen in kleinen Garagen gestartet. Damit du trotzdem alles in Reichweite hast und nicht immer wieder neu herumräumen musst, lege alle notwendigen Dinge in ein oder zwei Boxen ab. Sobald du zu arbeiten anfängst, brauchst du nur die Kästen holen und hast alles zur Hand, was du benötigst.

Jede Stadt verfügt über eine Stadtbibliothek. Diese steht allen Menschen offen und bietet Arbeitstische in ruhiger und inspirierender Atmosphäre. Du benötigst noch nicht einmal einen Büchereiausweis. Reingehen, hinsetzen, arbeiten. Versuche es einfach mal.

Universitäten sind per Definition Orte zum Lernen und Arbeiten. Die Räumlichkeiten einer Universität stehen Lernenden frei zur Verfügung. Sprich am besten einmal mit deinen Lehrern hierüber. Sie haben ja an einer Uni studiert und viel Erfahrung mit den Gegebenheiten vor Ort.

 

Natürlich kannst du auch leere Klassenräume zum Arbeiten nutzen. Problematisch wird es nur, wenn Freunde und Klassenkameraden zufällig vorbeischauen und deinen Arbeitsfluss unterbrechen. Sprich am besten einen (Vertrauens-) Lehrer an. Vielleicht befindet sich in deiner Schule ein Raum, den Schüler zum stillen Arbeiten nutzen können?

In hippen Filmen sieht man oft Romanautoren in romantischen Cafés mit ihren Laptops sitzen und intensiv arbeiten. Ganz ehrlich: Ich würde darauf verzichten. Die Atmosphäre in öffentlichen Räumen lenkt einfach zu sehr ab. Bei gutem Wetter spricht jedoch nichts gegen Lern-Spaziergänge in der Natur. Dies ist zwar kein dauerhafter Ersatz für einen Arbeitsplatz – aber vielleicht eine nette Abwechslung zu den eigenen vier Wänden.

 

Wenn du unterwegs bist, bildet deine Schultasche quasi deinen „mobilen Arbeitsplatz“. Aus diesem Grunde solltest du ihr ebenfalls einen Blick gönnen.

Form, Farbe und Art des Rucksacks sind zunächst einmal egal. Wichtig ist, dass er ausreichend Platz bietet, komfortabel getragen werden kann und einen übersichtlichen Innenraum hat. Handtaschen fallen also schon mal raus. Im Idealfall packst du jeden Abend die Tasche für den kommenden Tag: Bücher, Schreibhefte, Federmäppchen, Notizbuch und sonstige Dinge.

Deine Schreibmaterialien lagerst du am besten in einem FEDERMÄPPCHEN. Darin sollte sich Folgendes befinden. Mach einen kurzen Check und kreuz an, was bereits vorhanden ist:

  • Verschiedenfarbige Schreibstifte (Füller oder Kugelschreiber)
  • Bleistift, Anspitzer, Radiergummi
  • verschiedenfarbige Textmarker
  • ein paar Post-Its
  • ein Lineal
  • ein Tipp-Ex-Roller

Was Schulbücher angeht, scheiden sich die Geister. Manche Lehrer bestehen darauf, dass du zu jeder Stunde den 400-Seiten-Wälzer mitbringst. Andere Lehrer kündigen vorher an, wenn du etwas im Unterricht benötigst. Sprich am besten mit deinen Lehrern, damit du das Gewicht deiner Tasche reduzieren kannst.

Ebenso solltest du an einem längeren Schultag auch immer etwas zu essen und trinken mitnehmen. Je nach Tag bietet es sich zusätzlich an, einen Regenschirm, Deo oder eine Powerbank mitzunehmen.

Los gehts!

Tasche ausmisten!

Zu wissen, wie die optimale Schultasche aussieht ist gut. Es umzusetzen ist besser. Schnapp dir deshalb deinen Rucksack und bring ihn auf Vordermann. Räume ebenso dein Federmäppchen auf und kaufe das nach, was dir fehlt. 

Schau mal, was du bereits geschafft hast! Du hast ein Ziel vor Augen, das dich antreibt, Menschen, die dich unterstützen und einen einladenden Arbeitsplatz. Jetzt geht es mit der Arbeit los. Wie genau du am besten arbeitest und deinen Tag strukturierst, das sehen wir morgen.

Nimm dir zum Abschluss noch einen Moment, um die für dich wichtigsten Vorsätze in der Box zu notieren. Und wenn du das nächste Mal etwas für die Schule machst, achte dabei einmal besonders auf die positiven Effekte eines einladenden und ruhigen Arbeitsplatzes und versuche bewusst, einen Flow-Zustand zu erreichen.  

Viel Erfolg und bis morgen!