Schritt 1: Gewohnheiten steuern dein Leben

So erkennst du deine Ziele
und motivierst dich selbst!

Wer Ziele vor Augen hat, findet einen Weg

Das Wichtigste in Kürze:

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Sicher kennst du das: Es ist ein typischer Montagmorgen. Wie immer stehst du (denn Sitzplätze sind natürlich Mangelware) in Bus, Zug oder Straßenbahn. Und du bist müde, denn das Wochenende war natürlich schneller vorbei als geplant. Blicken wir uns um, sehen wir ein trauriges Schauspiel: Egal wohin du schaust, alle Erwachsenen haben ähnlich lustlose Gesichter, blicken energielos drein und wären gerne überall, nur nicht hier, auf dem Weg zur Arbeit.

Was läuft hier falsch? Irgendwo sind diese Menschen doch falsch abgebogen, dass sie ihr ganzes Leben, tagein tagaus, voller Unlust in die Arbeitswoche starten. Was denkst du? Wieso wirken die meisten Mitfahrer so, als hätten sie überhaupt keine Lust auf ihre Arbeit? Leg das Buch mal kurz zur Seite und denk drüber nach. Dieses Buch will keine langweilige Vorlesung sein! Denk kurz über die Frage nach und mach dir ein paar Notizen!

Ich denke, wir sind uns in mindestens einem Punkt einig: Viel zu viele Leute haben keine Lust auf ihre Arbeit. Sie arbeiten zwar hart, haben sich aber niemals ernsthaft Gedanken gemacht, was ihre Lebensziele sind oder was sie überhaupt vom Leben wollen. Deswegen sitzen sie jeden Montagmorgen in Bus und Bahn, in Erwartung einer Arbeit, die ihnen keinen Spaß macht, für Geld, das sie gerade genug zum Aufstehen motiviert.

Man könnte sagen, sie führen ein Leben auf Autopilot – nur ohne Zielangabe. Dafür treiben sie jeden Montagmorgen aufs Neue in die Woche – in der Hoffnung auf ein baldiges Wochenende.

Was treibt DICH morgens an, aus dem Bett aufzustehen?

Was ist DEINE Motivation, zur Schule zu gehen?

Gibt es etwas, für das sich die ganze Arbeit in DEINEN Augen lohnt?

Nimm dir ein paar Minuten Zeit, mach dir ein Lieblingslied an und denke über die Fragen nach!

Falls du mit deiner Antwort noch nicht zufrieden bist, ist dies kein Grund zu verzweifeln. Denn genau dieser Mangel an bewussten Zielen und Perspektive ist ein Hauptgrund für Antriebslosigkeit und schlechte Noten in der Schule. Und ein total verständlicher noch dazu! Wieso sollte es sich auch lohnen, für etwas morgens aufzustehen, das man selbst überhaupt nicht anstrebt?

Dies zu erkennen ist der erste Schritt in Richtung Veränderung. Lass uns deshalb heute einen konstruktiven Blick auf deine Ziele werfen. Keine Angst: Hier gibt es keine richtigen oder falschen Antworten. Wichtig ist, überhaupt einen Blick auf die eigene Zukunft zu werfen. Denn erst, wer seine Ziele kennt, kann voller Überzeugung und Kraft auch den Weg dahin gehen. Sieh dieses Kapitel vielleicht als Startschuss zu deiner lebenslangen Suche nach deinem Lebenssinn. Die Entscheidungen, die du jetzt in deiner Jugendzeit triffst, werden große Wirkung auf die späteren Jahre deines Lebens haben. Da lohnt sich doch der ein oder andere genauere Blick. Doch bereits dieser erste Blick in die eigene Zukunft gleicht für viele (auch für mich!) einem Gruselfilm: Bei den vielen unbekannten Wegen, Möglichkeiten, Chancen und Gefahren muss doch zwangsläufig etwas schief gehen – da will ich erst gar nicht hinschauen!

Keine Sorge. Erstens ist diese Angst vor der eigenen Zukunft völlig normal. Das Unbekannte und schwer Kontrollierbare weckt in Menschen halt Ängste – eben auch die Angst, zu versagen oder etwas Falsches zu machen. Die Augen hier zu verschließen würde die Probleme jedoch weiter verstärken. Denn nur, wer eine Vorstellung von seiner Zukunft hat, kann sie gezielt beeinflussen. Du würdest doch auch keine Zugreise antreten, ohne dir vorher über das Ziel und Umstiege Gedanken zu machen, oder?

If you get up in the morning and think the future is going to be better, it is a bright day. Otherwise it’s not.

Für genau diesen Blick in deine Zukunft möchte ich dir drei Werkzeuge vorstellen. Diese nehmen der unbekannten Zukunft ihren Schrecken, machen sie greifbar. Und du entwickelst Ziele, die dir dauerhaften Antrieb für deinen Weg zum Abitur geben.

Die erste Methode, die uns hilft, einen klaren Kopf zu erhalten, nennt sich GEDANKENTAGEBUCH (engl. stream-of-consciousness). Ich empfehle diese Methode jedem, der in der Auseinandersetzung mit einer schwierigen Fragestellung Probleme hat, einen klaren Gedanken zu fassen. Und die Frage nach der eigenen Zukunft ist eine ziemlich schwierige! Oft fällt es einem ja so schon schwer, konzentriert nachzudenken, ohne abzuschweifen. Hier hilft es, alle Gedanken aufzuschreiben, um einzelne Gedankengänge klarer zu verfolgen und sie bei Bedarf nachzuschlagen. Außerdem hat die Konzentration auf einen einzigen Gedanken eine meditative, also entspannende Funktion. Gerade wenn es um die Suche nach persönlichen Zielen geht, bietet sich diese Methode deshalb an. Probiere das Ganze doch jetzt einfach einmal aus. Du hast ja, außer 10 Minuten Zeit, nichts zu verlieren – und als Gewinn locken erste motivierende Einsichten über deine Zukunft!

Gewusst, wie!

Gedankentagebuch

Suche dir einen ruhigen Ort und stelle einen Timer auf 10 Minuten. Wenn du magst, kannst du auch ein wenig ruhige Musik anmachen. Denke nun über die Fragestellung nach, die dich beschäftigt. Während du nachdenkst, schreibe deine Gedanken (möglichst wortwörtlich, ähnlich einem Tagebuch) mit.  Keine Angst bei schlechter Handschrift – du behältst es ja für dich. Und auch unvollständige Sätze sind kein Grund zur Besorgnis – so denken wir halt! Notiere alles, was dir in den Sinn kommt – Fragen, Antworten, Worte oder Bilder. Die Fragestellung gebe ich dir dieses Mal vor. Sie lautet:

Wieso gehst du überhaupt in die Schule?

Was treibt dich morgens an, aufzustehen?

Du hast bestimmt schon angefangen, zu denken! Also, nichts wie aufschreiben!

Fertig? Großartig! Du hast nun 10 Minuten erfolgreich über ein Thema nachgedacht, das die meisten Menschen nur allzu gern vermeiden. Und da sind wir auch schon voll im Thema! Nach zehn Jahren als Lehrer bin ich der Überzeugung: Die häufigste Ursache für Notenprobleme in der Schule sind nicht fehlende Fähigkeiten. Es sind fehlende Ziele und daraus resultierend fehlende Motivation. Ich bin sicher, dass deine persönlichen Ziele dir die Motivation verschaffen, die du für die Arbeit in der Oberstufe benötigst. Deine langfristigen (Lebens-)Ziele sind es, die dir Antrieb zum Lernen geben werden – wenn du sie dir oft genug vor Augen führst.

Da dies ein interaktives Website und kein langweilige Lehrwebsite ist, nutze doch die folgenden Spalten, um deine bisherigen Gedanken des Gedankentagebuchs in drei Überschriften zusammenzufassen. Falls du noch nicht auf drei Begriffe kommst, ist dies natürlich kein Problem – dieses Buch soll mit dir wachsen! Wenn dir in den nächsten Tagen weitere Gedanken kommen, ergänze sie einfach an dieser Stelle!

Viele Schüler treten an dieser Stelle vor und sagen, dass sie als Jugendliche noch gar keine großen Lebensziele haben. Der Gedanke an Lebensziele und die eigene Zukunft führt eher zu Angst und Unbehagen, weckt Versagensängste und konfrontiert mit dem bisher (nicht) Erreichten. Schlimmstenfalls steigern sich diese Gefühle in der Schule vom Schwänzen einiger Stunden zu Prüfungsangst und totaler Verweigerung. Es tut mir leid, wenn ich mich wiederhole, aber: Auch diese Gefühle sind vollkommen normal und verständlich – und es gibt Möglichkeiten, gegen sie anzugehen.

Die folgende Methode dient dazu, Ziele auf angenehme Art auszumachen und zu formulieren. Ein VISION-BOARD ist eine beliebte Methode, um bisher vage Vorstellungen über die eigene Zukunft auf angenehme Art zu verdeutlichen. Ihr Ergebnis ist eine Collage, die einen klaren Blick auf deine bisher unbewussten Zukunftspläne ermöglicht. Nimm dir nun eine Viertelstunde Zeit und probier‘ es einmal aus. Du wirst vom positiven Effekt dieser Methode sicher überrascht sein!

Gewusst, wie!

Visionboard

Nimm dir 15 Minuten Zeit, um in Ruhe über die folgenden Fragen nachzudenken. Beginne bei der untersten Frage und arbeite dich langsam nach oben. Dabei blättere entspannt durch die bereitgelegten Zeitschriften. Und wichtig: Entspann dich! Wer sich geistig verkrampft, ist weniger kreativ!  Mach dir, wenn du magst, auch gern etwas ruhige Musik an. Wenn du in einer der Zeitschriften etwas siehst, das einer Antwort nahekommt, schneide es aus, und klebe es zu einer Collage auf ein weiteres, leeres Blatt Papier, deinem Visionboard. Natürlich kannst du ebenso schreiben und zeichnen. Sicherlich wirst du nach 15 Minuten nicht alle Fragen geschafft haben. Das ist auch gar nicht gewollt. Suche dir in den nächsten Tagen immer mal wieder einen ruhigen Moment, in dem du die Fragen weiter durchdenkst und dein Visionboard Gedanken um Gedanken wachsen lässt!

DIE PERFEKTE ANTWORT gibt es dabei übrigens nicht. Wähle beim Vision-Board einfach ein Bild als Beispiel, das einer Antwort am nächsten kommt und dich spontan anspricht. Oft ergeben sich durch diese Visualisierung wie zufällig neue Perspektiven und Einsichten!

Du hast bestimmt schon angefangen zu denken! Also, nichts wie aufschreiben!

Dieses Visionboard ist gewissermaßen die bildliche Darstellung deiner Ziele, Träume und Wünsche und damit ein wahrer Motivations-Booster! Hänge es deshalb zentral an deinem Arbeitsplatz auf. So kannst du immer wieder ein Auge darauf werfen und gerade in harten Zeiten auf deine Ziele blicken, um dich zu motivieren! Verändere es regelmäßig, etwa um weitere Wünsche und Ziele zu ergänzen. Dein persönliches Vision-Board gibt dir ein klares Bild von dem, was dich für die Schule antreibt. Und das verschafft Energie und Antrieb für die Arbeit in der Schule.

Gerade der positive Effekt gelungener Selbstmotivation wird von vielen unterschätzt! Durch Selbstmotivation kannst du endlich den Denkfehler zerschlagen, der viele Schüler am effektiven Lernen hindert: Abhängigkeit vom Lehrer. Hand aufs Herz: Notendruck vor Klausuren oder der Ärger des Lehrers bei vergessenen Hausaufgaben treiben dich schon zum Lernen an. Diese Fremdkontrolle behindert aber nachgewiesenermaßen effektives Lernen! Wer kennt dich, deine Stärken und Schwächen, Fähigkeiten und Träume schon besser als du selbst? Aus diesem Grund solltest du schleunigst beginnen, dir deine Lernwege und -ziele selbst vorzugeben!

Fremdmotivation birgt noch eine weitere Gefahr: Ein Schüler, dessen Hauptmotivation von außen vorgegeben wird, verfällt oft in etwas, das ich Ausruh-Effekt nenne. Kaum ist das kurzfristige, von anderen vorgegebene Ziel erreicht (z.B. der nächste Vokabeltest), versinkt er oder sie in einen „jetzt-bin-ich-erstmal-fertig“ Zustand. Das gleicht einem Fußballer, der nach jedem kleinen Spiel erst einmal groß Pause macht und das Training sausen lässt. Sich so von Prüfung zu Prüfung zu hangeln ist ineffektiv, frustrierend und letztendlich nutzlos. Oder anders formuliert: Versuche, vom Lernen-Sollen zum Lernen-Wollen zu kommen. Dieser Wechsel ist reine Einstellungssache. Er gelingt, wenn du dich auf dein langfristiges Ziel konzentrierst. Versuche dies in den kommenden Tagen einmal aktiv in deine Gedanken zur Schule einzubauen. 

Was ist eigentlich ...

MOTIVATION?

Die zwei Gesichter der Motivation

Statt Selbst- und Fremdmotivation sprechen Lehrer auch gerne von intrinsischer und extrinsischer Motivation. Intrinsisch motiviert bist du z.B. bei deinem Hobby: Die Motivation kommt aus dir selbst und du machst etwas gerne. Extrinsisch ist jene Motivation, die von außen gegeben wird, etwa durch Notendruck oder Geld. Dies führt zwar (kurzfristig) auch zum Ziel, verliert jedoch seinen Motivationsef-fekt, sobald der externe Einfluss nachlässt. Du ahnst sicherlich, welche Art für langfristiges Lernen geeigneter ist: Intrinsische Motivation.

Wir befinden uns jetzt auf der Zielgeraden des ersten Übungstages. Toll, dass du bis hierhin mitgemacht (oder durchgehalten?) hast!

Du kannst nun selbst entscheiden, ob du die letzte Methode zur Selbstmotivation, die ich dir noch vorstellen möchte, ausprobieren willst oder nicht. Andernfalls kannst du sie auch in einem freien Moment der nächsten Tage ausprobieren.

Die letzte Übung nennt sich BRIEF AN DEIN ZUKÜNFTIGES ICH. Es ist eine beliebte Methode, um Motivation zu steigern, und eine einfache noch dazu: Du nimmst ein leeres Blatt Papier und schreibst deinem zukünftigen Ich einen Brief. Dies regt dich dazu an, dir positive Gedanken über die Zukunft zu machen und diese zu konkretisieren. Gerade das Aufschreiben macht solche Pläne deutlich realer und bindender. Außerdem hast du mit einem solchen Brief im Notfall einen wahren Motivations-Schub. Ein Ass im Ärmel, gewissermaßen von dir selbst an dich selbst. Viel Erfolg!

Gewusst, wie!

BRIEF AN DEIN ZUKÜNFTIGES ICH

Diese Methode ist denkbar einfach: 

Setze dich mit Schreibmaterial in Ruhe an einen Tisch und beginne, dir selbst einen Brief zu schreiben. Sprich dich möglichst so an, als säße dein zukünftiges Ich direkt vor dir. Schreibe über das Abitur als dein Ziel in der Oberstufe. Was willst du dir sagen, worauf du aufpassen solltest? Was wünschst du dir? Welche Wege hast du für dich geplant? Welche Ziele sollst du erreichen? 

Denke auch an motivierende Worte, falls dein zukünftiges Ich einmal unmotiviert sein sollte. Wenn du fertig bist, verschließe den Briefumschlag und lege ihn beiseite. Von nun an liegt er als Hilfe im Notfall bereit!

Gratulation! Du hast den ersten Tag abgeschlossen und vielleicht schon eine grobe Idee, welche Ziele dich für die Oberstufe antreiben. Und du kannst stolz darauf sein, dass du dir Ziele für deine Zukunft setzt!

Der nächste Schritt in Richtung Oberstufe sind verlässliche Lernpartner, denn einen langen Weg allein zu gehen ist unnötig anstrengend. Hierum werden wir uns morgen kümmern.

Übersicht Schritt 1:

Gewohnheiten steuern
dein Leben

Zweites Thema

So findest du Lernpartner, die dich antreiben