Das Wichtigste in Kürze:
Der letzte Tag in unserem Workshop beschäftigt sich mit der Evaluation. Die Idee „Kritisches Denken“ aus dem 4k-Modell – auf die im Titel dieses Kapitels Bezug genommen wurde – umfasst natürlich sehr viel mehr als nur den Bereich der Evakuation (vgl. den einleitenden Text zu diesem Kapitel). Ich muss mich aber hier auf die Vorstellung analoger Werkzeuge und digitaler Evaluationstools beschränken. Solltest Du Dich für eine tiefere Auseinandersetzung mit diesem Thema interessieren, gibt es dazu auf dem Markt wirklich viel lesenswerte Literatur. Als Einstieg würde ich Dir vielleicht das Buch „Schnelles Denken. Langsamens Denken“ des Nobelpreisträgers Daniel Kahneman empfehlen.
Warum ist die Evaluation so wichtig? Letztendlich lernen wir unser gesamtes Leben lang. Wir können erfolgreich sein und auf unseren Erfolg aufbauen, oder aber wir scheitern und versuchen es beim nächsten Mal besser zu machen.
Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.
- Samuel Beckett (1906–1989), irischer Schriftsteller
Besser scheitern? Was soll das denn bitte bedeuten? Was uns das Zitat sagen will, ist, dass wir keine Angst haben dürfen zu scheitern. Jedes Scheitern bietet uns eine einmalige Chance an, aus unseren Fehlern zu lernen und besser zu werden. Allerdings müssen wir bereit sein, uns einer ehrlichen Kritik auszusetzen, um ein Scheitern überhaupt als solches zu erkennen und feststellen zu können, woran es lag, dass etwas nicht geklappt hat. Nur so hast Du eine gesunde Basis, um voranzuschreiten. Fällt die Kritik gut oder sogar sehr gut aus, ist das ebenso wichtig. Dann dürfen Du und Deine Arbeitsgruppe euch ruhig auf die Schulter klopfen und euch selbst für eure gute Leistung feiern. Es ist sehr wichtig, diese Erfolge wahrzunehmen, auch die kleinen. Das gibt Mut und Kraft für alles was vor euch liegt. Außerdem wird euer Selbstvertrauen gestärkt und ihr gewinnt einen ausgesprochen wirksamen Glauben an eure eigene Selbstwirksamkeit.
In der Regel schließt sich eine Evaluation and die Präsentation an. Ihr könnt sicherlich einfach um konstruktive Kritik bitten, z.B. indem ihr mit einer entsprechenden Frage eine Diskussion mit eurem „Publikum“ beginnt. Dabei könnt ihr ganz globale Fragen wie z.B. „Wie hat euch der Vortrag gefallen?“ oder auch sehr präzise Fragen zu Einzelheiten stellen. Um ein möglichst unbeeinflusstes Bild von allen Beteiligten zu bekommen, könntest Du zu Beginn der Evaluationsdiskussion folgende analoge Werkzeuge einsetzen.
Eine Methode, bei der die Stimmabgabe weitestgehend anonym oder zumindest nicht ganz so offen vonstatten geht, ist die Arbeit mit Klebepunkten. Um das Prinzip zu erläutern, bleiben wir mal bei der einfachen Frage „Hat euch der Vortrag gefallen?“. Ihr schreibt diese Frage auf ein Poster und zeichnet darunter zwei Felder, eins mit dem Titel „gut“ und eins mit dem Titel „schlecht“. Die Zuschauer erhalten nun alle einen Klebepunkt und können gleichzeitig ihren Klebepunkt in das jeweilige Kästchen kleben. Etwas genauer wird das Ergebnis wenn ihr statt zwei Felder eine Skala von 1 (schlecht) bis 5 (gut) einzeichnet. Nun kann jeder Zuschauer seinen Punkt auf oder um diese diese Skala herum ankleben. Im Ergebnis sieht man dann ganz deutlich, an welcher Stelle sich die Punkte knubbeln. Dies kann ein guter Beginn für eine Diskussion sein. Noch etwas genauer bzw. anschaulicher können diese Klebepunkte auf einer (selbstgemachten) Feedback-Zielscheibe angebracht werden. Das ermöglicht auch die Abfrage gleich mehrerer Punkte, wie Du in der Grafik erkennen kannst. Wenn ihr möchtet, könnt ihr das Plakat auch hinter einer Tur oder einer Wand befestigen, so dass man nicht sehen kann wer seinen Klebepunkt wohin klebt.
Vereinbare mit der Gruppe ein Zeichen (z.B. zählst Du von 3 rückwärts runter). Auf das verabredete Zeichen hin heben alle Zuschauer eine Hand und strecken eine bestimmte Anzahl von Fingern aus. 5 Finger bedeuten den höchsten Wert („Hat mir sehr gut gefallen“), eine Faust mit keinem ausgestreckten Finger bedeutet den niedrigsten Wert. Natürlich kannst Du das auch mit Zettel, auf denen Zahlen geschrieben werden oder farbigen Karten (rot/grün) machen. Diese Methode ist zwar sehr unkompliziert, hat aber den Nachteil, dass die einzelnen Wertungen der Zuschauer für alle sichtbar sind. Scham oder Angst etwas Unbequemes zu sagen/zeigen könnten dazu führen, das das Ergebnis verfälscht wird.
Diese Form der Evaluation kann man noch etwas eleganter mit digitalen Mitteln durchführen. Dafür reicht es in der Regel, wenn alle Zuschauer über ein Smartphone verfügen, was heutzutage fast immer der Fall ist. Hier möchte ich Dir drei Evaluationstools vorstellen: Answergarden, Edkimo und Mentimeter.
Mit allen tools können Echtzeit-Feedbacks in unterschiedlicher Form erstellt werden und ich habe bereits selbst mit allen diesen tools gearbeitet. Hier kommt es ein wenig auf euren Geschmack an und was ihr genau für Ergebnisse haben wollt. Es ist vieles möglich, von Wortwolken bis zu Balken- und Tortendiagrammen.