Zwischenstopp

Es geht darum, sich Türen zu öffnen

Rabi Bahnan

Einser-Abiturient Rabi berichtet von seinem nicht immer leichten Weg zum Abitur und wichtigen Erfahrungen für Erfolg in der Oberstufe.

Hallo ihr fleißigen Schüler!

Ich heiße Rabi Bahnan, bin zurzeit 21 Jahre alt, habe vor vier Monaten mein Abitur gemacht und vor Kurzem mein Medizinstudium begonnen. Als ich vor 4 Jahren meinen Weg zum Abitur begonnen habe, hätte ich nie gedacht, einen Einserabschluss zu bekommen. Ich musste auf dem Weg dorthin auch einige schmerzhafte Erfahrungen machen! 

Und die wichtigsten Erfahrungen möchte ich dir auf den kommenden Seiten für deinen Weg zum Abitur mitgeben! Wie gerne würde ich dich zu Beginn in einem persönlichen Gespräch mit bohrenden Fragen quälen! Da dies nicht möglich ist, beginnen du und ich einfach mal mit diesem fiktiven Dialog:

Ich: Wieso liest du dieses Buch?
DU: Da steht doch, dass man sich damit auf das Abitur vorbereiten kann.
Ich: Wieso möchtest du dich auf das Abitur vorbereiten?
Du: Um meine Noten zu verbessern; Hä?
Ich: Wozu möchtest du bessere Noten haben?

Deine Aufgabe ist es, diesen Dialog noch einige Schritte so weiterzuführen, dass ich dir auf jede Antwort eine Warum-Frage stelle. Was das bringen soll? Was Wort WARUM ist der Schlüssel zu bewusstem Tun. Erst durch das konsequente Warum-Fragen überlegst du dir ausführlich, warum du überhaupt motiviert zum Lernen sein solltest. Denn ich erinnere mich an die Zeit, als ich in die Oberstufe kam. Einführungsphase sollte diese heißen, hatte man uns gesagt. Es war ein neues Gefühl, in der Oberstufe zu sein. Man gehörte jetzt zu den Älteren. Vom Inhaltlichen her war es zu Beginn ähnlich wie zuvor. Jedoch haben die Lehrer von uns Schülern jeden Tag ein Stück mehr Autonomie erwartet. Wahlfächer gab es und unsere Lehrer fragten immer weniger, warum wir unsere Aufgaben nicht machten. „Ihr habt jetzt eine Bringschuld“, hieß es. Und gegen Ende des Jahres wurden Inhalte komplexer und das Niveau stieg.

Mein Plan war: Hausaufgaben machen und in der Klasse zuhören. Ich wusste, dass die „Einführungsphase“ in die Oberstufe einführen und auf das Abitur vorbereiten soll. Es hat sich auch ausgezahlt, denn EF-Inhalte waren Grundlagen für Abiturinhalte. Jedoch war ich in Klausurphasen nicht immer motiviert.

Die meisten SchülerInnen haben nicht wirklich Ahnung, wieso sie überhaupt lernen. Das ist verständlich. Natürlich haben wir im jungen Alter viele Fragen noch nicht beantworten können. Dennoch erwartet man von uns, einen Schulabschluss zu machen, der unseren weiteren Werdegang maßgeblich beeinflusst. Es ist aber nun mal so und deshalb ist es für dich so wichtig, eigene, individuelle Motivationsgründe zu finden, die dich auch in schwierigen Klausurphasen weitermachen lassen!

Für mich war es absolut wichtig, dass mir nach dem Abitur möglichst viele Türen offenstehen, um in meiner Auswahl des Studienfaches nicht eingeschränkt zu sein. Und so ein 1,0er Schnitt im Abitur ist gerade dafür gar nicht so schlecht! Dazu kamen andere private Gründe, mit denen ich mich auch in schwierigen Phasen zum Lernen motivieren konnte! Zu meiner Biografie gehört auch, dass ich in Syrien geboren, seit Ende 2014 in Deutschland bin und erst seitdem angefangen habe, Deutsch zu lernen. Für mich war es auch von großer emotionaler Bedeutung, meiner Familie und meinen Freunden zu zeigen, dass man sich auch in schwierigen Krisen einem Ziel widmen kann und es erreichen kann, wenn man es wirklich will. Für mich war es also nicht nur ein Schulabschluss, es war der erste Schritt, den ich in einem neuen Lebenskapitel sowohl für mich als auch für die mir wichtigsten Personen gehen wollte. Aus diesen Gründen war es für mich schwierig, demotiviert zu sein!

Schaue dir dein Leben an und ich bin mir sicher, dass du mit wenig Überlegung Menschen oder Ideen finden kannst, für die du dich zu jeder Zeit wieder motivieren kannst.

Lehrer sind die einzige Vermittlungsinstanz zwischen dir und deinen Noten.
Sie sind auch nur Menschen. Respektiere sie und sie werden es wertschätzen und dich auch respektieren. Ungefähr 10 LehrerInnen unterrichten dich jedes Jahr. Deine LehrerInnen unterrichten jährlich über 160 Schüler. Behalte es im Hinterkopf und nimm es ihnen nicht übel, wenn sie mal falsch bewerten. Frage sympathisch und ihr kommt meistens zu einer Lö-sung!

Arbeite an deinem Selbstbewusstsein! Zahlreiche Tipps dazu stehen im Internet.

Du sollst dich im Unterricht beteiligen können, auch wenn du dir deiner Antwort nicht zu 100 Prozent sicher bist. Habe keine Angst, eine Meinung zu haben, die der des Lehrers widerspricht, solange du diese be-gründen kannst. Habe auch den Mut, dein Recht zu verlangen, wenn du der Meinung bist, dass du mehr verdient hast.

Schaue in deine korrigierten Klausuren rein.

Auch wenn es unangenehm ist, sich mit den eigenen Fehlern zu befassen, kannst du dadurch lernen und Fehler vermeiden.

Schaue dir die Erwartungshorizonte von deinen Lehrern an, denn meistens kannst du ein Gefühl dafür entwickeln, wofür und wie der jeweilige Lehrer Punkte vergibt

Beteilige dich im Unterricht.

Wenn du Lerninhalte in der Klasse verstehst, ist das schon die halbe Miete. Du musst dann weniger zuhause tun.

Lerne konzentriert.

Handy ausschalten, ansonsten ist die Versuchung zu groß. Instagram, YouTube und Anderes; lasse es in der Lernzeit weg!

Schaffe Ordnung.

Sei kein Ordnungsfreak. Es reicht, wenn du so viel Ordnung hast, dass du schnell deine Materialien finden kannst und diese nicht regelmäßig wieder verlierst.

Führe Prüfungssimulationen durch!

Schaffe prüfungsähnliche Bedingun-gen. Ruhe, Zeitlimit und auf Teamwork und unerlaubte Hilfsmittel ver-zichten.

Dein Gehirn muss schön saftig bleiben.
Also musst du genug schlafen (absolut wichtig!), dich gesund ernähren und genügend Sport treiben.

Zuletzt: Chill mal. Es wird schon. Motivation, Effizienz, Disziplin etc. sind schön und gut. Du musst aber ein gesundes Mittelmaß finden. Das Wich-tigste ist, dass du dir nur so viel Mühe gibst, dass du im Nachhinein keine Faulheit bereust. Danach kann kommen, was kommen möchte, weil du dann sagen kannst: Ich habe getan, was ich tun konnte!

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich am Anfang der Einführungsphase gar nicht in Wirklichkeit daran gedacht habe, einen Notendurchschnitt von 1,0 zu erreichen. Ich wollte mich aber als Mensch auf die Probe stellen und mir selbst beweisen, dass ich es ernst nehme, wenn ich mir ein Ziel setze. Am 15.06.2020 habe ich dann erfahren, dass ich einen Notendurchschnitt von 1,0 habe! Und wie süß dieser Erfolg geschmeckt hat! Plötzlich wollte auch der WDR ein Interview mit mir durchführen und es öffneten sich mir viele Türen. Wie oben gesagt studiere ich jetzt Medizin. Was nach dem sechs Jahre langen Studium auf mich wartet, ist noch nicht entschieden, denn der Weg bis dahin ist lang!

Die Schulzeit ist für viele eine der schönsten Zeiten im Leben. Genieße sie mit deinen Freunden, lerne etwas und sichere dir einen Abschluss, der dir viele Türen im Leben öffnen wird!

Ich wünsche dir viel Erfolg in der Schule und auch im Leben!

Dein

Erstes Thema

So bereitest du dich optimal auf Prüfungen vor

Übersicht Schritt 5:

Im Team mehr erreichen