Das Wichtigste in Kürze:
Während des Fernunterrichts im Lockdown hat in meinem Unterricht eine bemerkenswerte Verwandlung stattgefunden: Viele Schüler, die bisher im Unterricht eher unauffällig dabeisaßen, brachten plötzlich Leistungen hervor, die alle anderen übertrafen. Was war los? Eine spontane Verwandlung? Ich sprach mit einigen Schülern und erfuhr, dass viele von ihnen aus einem simplen Grund bisher im Unterricht unsichtbar waren: Sie wollten es so. Sie waren schüchtern, zurückhaltend und hatten wenig Interesse daran, in der Klasse im Mittelpunkt zu stehen. Und das, obwohl sie den Lernstoff verstanden und mit guten Beiträgen top Noten hätten sammeln können.
Irgendwie ungerecht, oder? Extrovertierte Menschen werden in der Schule mit guten Noten belohnt und die Zurückhaltenden bleiben außen vor? Vielleicht hast du ja selbst auch das Gefühl, eher zur stilleren Sorte zu gehören und in der Schule nicht das zu zeigen, was du wirklich kannst. Lass dir von einem erfahrenen Lehrer sagen: Jeder Mensch ist toll, so wie er ist. Ob groß oder klein, dick oder dünn oder eben still statt extrovertiert. Noten spiegeln nicht die Fähigkeiten eines Schülers wieder, sondern den Eindruck, den ein Lehrer davon bekommt!
Das Gute daran: Es gibt praxiserprobte Tipps, um die mündliche Note zu verbessern. Und falls du sich beim Lesen dieser Zeilen als stiller Schülern angesprochen fühlst, warten auf dich im zweiten Teil dieses Trainigstages Tipps, um auch als stiller Schüler gute Noten zu bekommen.
Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir. Sagt man so schön. Aber die Realität sieht, wenn wir ehrlich sind, doch anders aus. Noten sind not-wendig für den Übergang in die nächste Klasse, später dann für die Berechnung der Abiturnote und schlussendlich für die Zulassung zu Uni. Und für viele Schüler sind Noten auch der Sprit, der den Motivationsmotor am Laufen hält. Wie genau berechnet sich die Endnote?
In der gymnasialen Oberstufe setzen sich die Endnoten der meisten Fächer aus zwei Bereichen zusammen: Klausuren und „sonstiger Mitarbeit“. Das ist das, was gemeinhin als mündliche Mitarbeit bezeichnet wird. Hier wird alles eingerechnet, was irgendwie geleistet werden kann, etwa:
– Das Aufzeigen und die Beteiligung im Unterrichtsgespräch
– Die stille Mitarbeit im Unterrichtsverlauf
– Hausaufgaben
– Freiwillige Leistungen wie Vorträge, Protokolle, Projekte
– Tests und Überprüfungen
Die „mündliche Note“ setzt sich also aus mehr zusammen als nur der Beteiligung im Unterrichtsgespräch. Und das ist eine gute Nachricht, denn es bedeutet: Es gibt viele Stellschrauben an denen wir drehen können, um deine mündliche Note zu verbessern.
Ein weiteres Wort geistert durch die gymnasiale Oberstufe, die BRINGSCHULD. Sie ist ein Grundprinzip der Benotung auf dem Weg zum Abitur. Gemeint ist hiermit, dass Schüler der Oberstufe selbst verantwortlich dafür sind, Leistungen zu zeigen. Es genügt also nicht länger, sich in die Klasse zu setzen und zu hoffen, dass Lehrer das Wissen schon irgendwie abprüfen. Schüler müssen selbst aktiv werden und zeigen, was sie können.
Nur, dass wir uns nicht falsch verstehen: Alles dieses Gerede über Noten kann einem unter Umständen echt die Laune verderben oder vielleicht sogar Angst machen. Wenn wir heute über die mündliche Mitarbeit reden, vergiss nicht, dass es im Unterricht auch darum geht, Spaß zu haben, etwas zu lernen und mit Mitschülern zusammen zu sein. Noten sind schon wichtig. Aber nicht das Einzige, das zählt
Mit diesen Grundgedanken im Hinterkopf möchte ich dir 5 Tipps mit auf den Weg zum Abitur geben, um deine mündliche Note bestmöglich aufzupolieren.
Dies ist so einfach, dass man manchmal gar nicht darauf kommt. Wer sollte bessere Tipps haben, wie du deine mündlichen Noten aufpolieren kannst, als derjenige, der sie verteilt? Sprich am besten deine Lehrer hierauf an und frage nach Hinweisen und ihre Erwartungen an die Mitarbeit im Unterricht. Viele Lehrer geben gerne Hinweise, worauf sie bei der Bewertung besonders achten. Außerdem zeigst du ihnen durch die Frage, dass du dich ernsthaft in ihrem Unterricht beteiligen möchtest.
Auch wenn es sich niemand eingestehen will: Wer hinten sitzt, geht zwangsläufig im Unterricht unter. Eine Studie der Universität Tübingen hat herausgefunden, dass die Leistungen von Schülern in den hinteren Reihen statistisch unter denen ihrer Mitschüler in den vorderen Reihen liegen.
Ausschlaggebender Punkt ist die Nähe zum Lehrer. Je weiter du vorn sitzt, umso näher dran bist du „am Geschehen“. Außerdem nimmt der Lehrer unbewusst besser deine Mitarbeit, Mimik und Gestik wahr. Setze dich deshalb zu deinem Neustart in der Oberstufe möglichst weit nach vorne in die Mitte.
Natürlich will niemand blöd aussehen und zugeben, dass man etwas nicht verstanden hat. Das gilt für Konferenzen unter Erwachsenen in der Arbeitswelt genauso wie für den Unterricht. Und es ist nur verständlich.
Deswegen gebe ich dir als Lehrer den Hinweis: Schüler, die noch einmal nachfragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben, signalisieren, dass sie aufpassen und lernen wollen. Guten Lehrern ist dies lieber als Schüler, die trotz Bahnhof im Kopf freundlich nicken. Zögere deshalb nicht, einmal nachzufragen, wenn du etwas noch nicht ganz verstanden hast. Meist stellt sich heraus, dass weitere Schüler ähnliche Fragen hatten aber sich scheuten, sie zu stellen.
Mündliche Note spiegeln die Leistungen im Unterricht wieder. Es spricht für sich, dass du umso stärker mitarbeiten kannst, je besser du den Schulstoff beherrschst. Versuche deshalb (wie auch im ersten Kapitel zur Organisation schon angedeutet) wichtige Unterrichtsinhalte nach- und vorzubereiten. Halte deine Hausaufgaben auf dem neuesten Stand und schreibe regelmäßig im Unterricht mit.
Eine beinahe narrensichere Methode, die eigene Note zu verbessern, sind freiwillige Beiträge zum Unterricht. Hierdurch zeigst du Bereitschaft zur Arbeit und kannst aktiv den Unterricht mitgestalten.
Möglichkeiten gibt es viele. Wenn du dich für eine Idee erwärmst, sprich am besten deinen Lehrer an und frage, wann und wie dies möglich ist.
Bitte nicht: Aufzeigen um jeden Preis
Wer kennt sie nicht, die Schüler, die zwar immer aufzeigen aber nie etwas Neues beitragen. In ihrer schlimmsten Form bringen sie bei keiner Meldung etwas Neues und formulieren das bisher Gesagte einfach um. Wie eine Kuh, die wiederkäut. Geh‘ davon aus, dass dies den Lehrern auffällt, auch wenn sie nicht direkt etwas sagen.
Hier gilt: Qualität vor Quantität
Bitte nicht: Darauf warten, angesprochen zu werden
Das komplette Gegenteil sind die stillen Mäuse: Schüler, die darauf warten, vom Lehrer angesprochen zu werden, obwohl sie gute Beiträge haben. Hierdurch verspielen sie einen großen Teil ihrer möglichen Note! Zeige dem Lehrer von dir aus, was du kannst und denkst.
Hier gilt: Lehrer können keine Gedanken lesen. Zeig‘ ihnen, was du kannst!
Bis hierhin haben wir auf allgemeine Tipps geschaut, die jeder Schüler in jedem Schulfach umsetzen kann. Das stimmt aber nur bedingt. Denn (je nach Umfrage) bezeichnet sich die Hälfte aller Schüler als schüchtern, 15% sogar als „ausgesprochen gehemmt“. Auch hier gibt es Abhilfe. Zunächst lade ich dich jedoch zu einem kleinen Selbsttest ein.
☐ Manchmal weiß ich im Unterricht eine Antwort und zeige doch nicht auf.
☐ Im Unterricht befürchte ich öfter, mich zu blamieren, wenn ich etwas falsches sage.
☐ Mein Lehrer schätzt meine Leistungen schlechter ein, als sie in Wirklichkeit sind.
☐ Häufig denke ich, dass andere Schüler bestimmt Dinge besser wissen als ich.
☐ Eigentlich könnte ich schon häufiger aufzeigen.
☐ Bei schriftlichen Leistungen oder Stillarbeit komme ich erst richtig in Fahrt.
☐ In der Klasse habe ich einen Platz, an dem ich eher übersehen werden kann.
☐ Ich warte lieber darauf, dass der Lehrer mich anspricht als selbst aufzuzeigen.
Und? Wieviel Kreuze hast du notiert? Sicher: Es handelt sich bei diesen 8 Fragen um keinen validen wissenschaftlichen Test. Dennoch hast du sicherlich schon einen Eindruck davon bekommen, ob und wie sehr deine Schüchternheit dich im Unterricht bremst.
Falls du mehrere Kreuze gesetzt hast, lade ich dich zu folgenden vier Schritten ein, um deine Zurückhaltung im Unterricht abzulegen. Gemeinsam finden wir Wege, trotz eines zurückhaltenden Wesens die mündliche Note zu heben.
Wie man Schüchternheit in den Griff bekommt und seine mündliche Note verbessert
Der erste Schritt, um aktiver am Unterricht teilzunehmen ist die bewusste Entscheidung dazu. Da du diese Zeilen gerade liest nehme ich an, willst du auch etwas ändern. Das ist toll! Vorsichtig sein solltest du bei Menschen, die dir sagen, du sollst dich ändern. Vergiss das gleich wieder. Das wäre nicht gut. Denn du bist gut, so wie du bist.
Wenn wir etwas ändern sollten, dann sind es bestimmte Verhaltensweisen. Nehmen wir und deshalb jetzt einen Moment, um eine Entscheidung zu finden: Möchtest du neue Verhaltensweisen ausprobieren, um deine mündlichen Noten zu verbessern oder bist du eigentlich ganz zufrieden an deinem stillen Platz?
Stelle dir dazu nun drei Fragen:
Notiere diese Worte an verschiedenen Stellen deiner Schulsachen, sodass du auch im Unterricht immer wieder daran erinnert wirst, was dein Ziel ist.
Die Herausforderung ist, dass unser Verhalten auf unbewussten Gewohnheiten beruht. Erst dann, wenn wir diese eingespielten Vorgänge ans Tageslicht holen, können wir sie auch kontrollieren.
Um ein Bewusstsein für deine aktuelle Mitarbeit im Unterricht zu bekommen, genügt eine simple Strichliste. Notiere für eine Woche, wie häufig du dich im Unterricht meldest. Wenn du magst, kannst du noch ergänzen, wie oft du vom Lehrer drangenommen wurdest.
Betrachte die Liste nach einer Woche und führe dir vor Augen, wie häufig oder selten du dich im Unterricht beteiligst.
Gehe anschließend zum Lehrer und frage, ob er Hinweise und Vorschläge hat, wie du deine mündliche Mitarbeit verbessern kannst. Häufig haben Lehrer mit dieser Situation bereits Erfahrung und für das Fach passende Hinweise.
Es führt nichts daran vorbei, dass du dich im Unterrichtsgeschehen mehr beteiligen solltest. Probiere hierfür doch einmal folgende Tricks aus:
Die Liste aus Schritt 2 wird noch einmal nützlich. Schau noch einmal drüber und setze dir ein persönliches Ziel: Wie oft möchtest du in Zukunft mindestens aufzeigen? Zum Beginn empfehle ich hier zwischen drei und sieben Mal. Je höher die Zahl, desto unwahrscheinlicher, dass man dies erfüllt. Dies würde nur zu weiterer Frustrtion führen.
Versuche nun, dich ganz bewusst an diese Zahl heranzuarbeiten.
Wenn wir selbst Probleme damit haben, aufzuzeigen, kann es helfen, Freunde mit einzubeziehen. Bitte deinen Sitznachbarn darum, dich darin zu untertützen, aufzuzeigen. Häufig helfen ein paar gute gemeinte „Erinnerungen“ im Unterricht schon weiter.
Zu Beginn des Kapitels habe ich dir vom Effekt eines Sitzplatzwechsels berichtet. Frage deinen Lehrer, ob es möglich ist, dass du deinen Sitzplatz wechselst, um besser im Unterricht mitarbeiten zu können.
Gerade zu Beginn der Vorsätze, sich stärker im Unterricht zu beteiligen, ist positive Rückmeldung wichtig. Finde deshalb Wege, positives Feedback zu erhalten. Vielleicht ist dein Lehrer bereit, dir am Ende einer Schulwoche ein kurzes Feedback zu deinen mündlichen Leistungen zu geben?
Zu Anfang des Kapitels hatte ich aufgezählt, aus welchen Teilen sich die SoMi-Note zusammensetzt. Bestimmt kam dir bei dem ein oder anderen Punkt der Gedanke, hier etwas mach machen.
Nutze im Unterricht die Möglichkeiten, zusätzliche Punkte zu bekommen oder stille Phase auszugleichen. Wenn du dich für einen dieser Beiträge entschieden hast, sprich am Besten deinen Lehrer an und frage nach Möglichkeiten hierzu.
Vorträge im Team
Vor einer Klasse einen (kurzen). Vortrag zu halten, wirkt auf viele Schüler einschüchternd. Es kann helfen, dies mit einem Partner zusammen zu machen. Vielleicht findest du einen Lernpartner in einer ähnlichen Situation, mit dem du gemeinsam arbeite könntest?
Aber auch für den Fall, dass dir Vorträge einfach nicht liegen, gibt es eine Reihe an alternativen Möglichkeiten, den Unterricht zu bereichern:
Ihr könntet einen Podcast zu einem Thema erstellen und dem Lehrer/der Klasse zur Verfügung stellen. Der Vorteil für dich: Du kannst die Aufnahme zuhause in Ruhe für dich erstellen. Und auch der Lehrer freut sich sicherlich über eine Alternative zum Vortrags-Einerlei.
Was mit Tonaufnahmen geht, gilt für Videos erst recht. Hier liegt die Latte des technischen Anspruchs ein wenig höher, mit etwas Einarbeitung ist es aber gut möglich.
Schüchterne Schüler haben in meinem Unterricht schon Videos zu den unterschiedlichsten Themen angefertigt: Dialogszenen im Restaurant auf Französisch, Interviews mit Experten, Umfragen oder präsentationsartige Berichte. Hier setzt eher die eigene Fantasie und Kreativität Grenzen.
Für technisch interessierte Schüler besteht auch die Möglichkeit, Informationen in Form einer selbstgestalteten Webseite zu präsentieren. Hier lassen sich alle Informationen einbinden, die auch in einem regulären Vortrag gebracht werden können. Für schüler (und Lehrer) ist das Stöbern durch eine Webseite aber eine willkommene Abwechslung.
Du merkst: Letztendlich geht es immer um das gleiche: Sammle interessante Informationen, bereite sie auf und stelle sie dem Lehrer und deinen Mitschülern zur Verfügung. Die Art der Darstellung ist doch frei variabel! Schau dir etwa diese Zusammenfassung einer Theorie an, die eine Schülerin in diesem Kontext freiwilig erstellt hat.
Vielleicht magst du für einen Moment deine Zeit in der Schule einmal als Herausforderung sehen: Wie kannst du aus der Masse der Mitschüler herausstechen und in Erinnerung bleiben? Wir sind keine Maschinen und haben alle Höhen und Tiefen. Sorge dafür, dass die Höhen die Tiefen überragen.
Das war es auch schon für heute. Nimm dir zum Abschluss des Tages noch zwei Minuten Zeit, um Vorsätze für dich zu treffen, was du auf deinem Weg zum Abitur beachten und vielleicht ändern willst.