Das Wichtigste in Kürze:
Ein ganzer Roman, über 176 Buchseiten, und alles in einem einzigen Satz formuliert. So stellt sich das Buch EinSatz von Caroline Günther vor. Was in diesem Fall ein künstlerisches Experiment war, präsentiert sich in der Schule als bittere Realität: Sätze, die derart verschachtelt sind, dass man mehrmals Luft holen muss, bevor ein Punkt in Aussicht ist. Oder jene Texte, die vor schwierigen und fachlichen Formulierungen nur so triefen und uns das Verstehen schwermachen.
So unsinnig es manchmal auch scheinen mag: In der Oberstufe führt kein Weg an längeren und komplizierteren Texten vorbei. Und wenn wir ehrlich sind, ist das auch gut so. Denn nur wenn man solche Texte selbst liest, gewinnt man Erfahrung darin, komplizierte Texte und komplexe Gedankengänge zu verstehen. Es ist wie beim Fußballspielen: Man muss selbst aktiv spielen, um besser zu werden.
Was macht komplizierte Texte überhaupt kompliziert? Ähnlich wie bei meiner Exfreundin gibt es entweder Probleme, inhaltlich zu folgen, oder sprachlich. Oder beides. Diese Schwierigkeiten lassen sich mit der folgenden Methode angehen. Sie stellt unter Deutschlehrern einen Klassiker dar, von dem du so oder ähnlich sicher schon einmal gehört hast.
Die Rede ist von der SQ3R-Methode. Und weil dies zu sehr nach 1NT3RN37-Sprache klingt, wird sie häufig auch 5-Schritt-Lesemethode genannt. Das klingt zwar immer noch ein wenig nach Standard-Tanz, ist jedoch einfach umzusetzen und dient als Wegweiser auch durch komplizierte Texte.
Schritt 1: Verschaff‘ dir einen Überblick!
Bevor du drauflosliest, such‘ nach Informationen, die dir helfen, den neuen Text einzuordnen:
All dies gibt dir bereits vor dem Start einen Heimvorteil, den du nutzen solltest.
Nimm, um wirklich komplizierte Texte zu verstehen, zu allen drei Punkten kurze Notizen.
Schritt 2: Stell‘ Fragen!
Alles, was du zu Beginn vom Text wahrnimmst, weckt Gedanken und Fragen in dir. Stelle diese Fragen ganz bewusst! Etwa: „Was will der Autor sagen? Warum wählt er eine so bizarre Überschrift?“ und so weiter. Denn: wer nicht fragt, bleibt dumm!
Als hilfreiche Evergreens erweisen sich dabei die W-Fragen: Wer? Wie? Wo? Was? Warum? Indem du derartige Fragen formulierst, sucht dein Gehirn während des Lesens automatisch nach Antworten. Notiere auch diese Fragen schriftlich, sodass du später auf sie zurückkommen kannst.
Schritt 3: Lies sinnentnehmend
Endlich geht es ans Lesen! Dabei kannst du mit deinen Augen den Text überfliegen, während du an den letzten Kinofilm denkst (ist jedem schon passiert!). Oder du konzentrierst dich voll auf den Text. Das ist nicht einfach, erfordert ein gewisses Maß an Disziplin, wird durch Übung mit der Zeit aber immer besser funktionieren.
Nutze beim Lesen auf jeden Fall einen Textmarker, um wichtige Stellen zu markieren. Gerade bei längeren Texten vergisst man am Ende schnell, was am Anfang stand. Durch das Markieren springen dir später die wichtigsten Punkte auch direkt wieder ins Auge! Du entlastest hierdurch also deinen Kopf, der bereits mit dem Verstehen des Textes genug zu tun hat und hast später weniger Arbeit beim Zusammenfassen.
Falls dir Worte unbekannt sind, schlage sie nach und schreib‘ die Erklärung direkt in den Text.
Lies auf diese Weise den gesamten Text.
Schritt 4: Fass‘ zusammen!
Um auch nach dem Lesen noch etwas von den Inhalten zu haben, sollte man sie dringend zusammenfassen. Lies hierzu den Text erneut und halte nach jedem Abschnitt kurz inne, überflieg deine Markierungen und notiere die wichtigsten Punkte schriftlich auf dein Notizblatt. Ob in Stichworten, ganzen Sätzen, einer Mind-Map oder einer Skizze, das entscheidest du.
Arbeite dich auf diese Weise Abschnitt für Abschnitt durch den ganzen Text.
Kleine Warnung: Natürlich kannst du wichtige Zitate übernehmen. Verzichte jedoch darauf, ganze Abschnitte einfach wortwörtlich abzuschreiben. So verlockend dies auch sein mag, so wenig sinnvoll ist es. Suche lieber nach eigenen Formulierungen. Umso besser verarbeitet dein Gehirn die Inhalte des Textes.
Schritt 5: Wiederhole
Jetzt kommen wir auf die Fragen zurück, die du im zweiten Schritt gestellt hast. Formuliere zum Abschluss Antworten auf diese Fragen und fasse den Text dabei in eigenen Worten zusammen. Dies kannst du schriftlich machen oder indem du es laut vor dir her sprichst / einem Freund erzählst.
Die Krönung des Textverständnisses erreichst du, wenn du abschließend schaust, ob dein Vorwissen und deine Vorgedanken aus dem ersten Schritt zu den notierten Inhalten passen. Wenn nicht, gibt es hierfür sicher einen guten Grund!
Steve Jobs ist weltbekannt. Mit Geräten wie dem Mac, dem Iphone oder dem Ipad hat er das Leben ganzer Generationen beeinflusst. Im Jahr 2005, also sechs Jahre vor seinem Tod, hielt er eine Rede an der Universität Stanford, in der er das Geheimnis seines Erfolges verriet.
Nimm dir nun ein wenig Zeit, um die 5-Schritt-Methode anzuwenden. Gehe hierzu wie oben beschrieben vor. Weil dies ein wenig dauert, befinden wir uns damit auch am Ende dieses Übungstages. Viel Inspiration und Erfolg beim Üben. Bis morgen!
Rede zur Abschlussfeier der Stanford University (12. Juni 2005)[1]
Ich fühle mich geehrt, heute bei euch zur Abschlussfeier an einer der besten Universitäten der Welt zu sein. Ich selbst habe nie zu Ende studiert. Um ehrlich zu sein: So nahe wie jetzt gerade war ich einem Hochschulabschluss noch nie. Heute möchte ich euch drei Geschichten aus meinem Leben erzählen. Das ist alles. Keine große Sache. Nur drei Geschichten.
Die erste Geschichte handelt davon, die Punkte zu verbinden.
Ich habe das Studium am Reed College nach sechs Monaten abgebrochen. Trotzdem habe ich noch weitere 18 Monate frei Seminare besucht, bevor ich wirklich ging. Warum habe ich abgebrochen?
Alles begann, noch bevor ich geboren wurde. Meine biologische Mutter war eine junge, unverheiratete Studentin. Und sie beschloss, mich zur Adoption freizugeben. Sie war der Überzeugung, dass ich von Akademikern adoptiert werden solle. (…) Meine biologische Mutter fand später heraus, dass meine Mutter niemals das College und dass mein Vater niemals die High School abgeschlossen hatten. Sie weigerte sich, die Adoptionspapiere zu unterschreiben. Sie gab erst einige Monate später nach, als meine Eltern versprachen, dass ich eines Tages auf ein College gehen würde.
Und 17 Jahre später besuchte ich dann wirklich ein College. (…) Ich hatte keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen wollte und keine Ahnung, wie das College mir hilft, dies herauszufinden. Und da stand ich dann und gab das ganze Geld aus, das meine Eltern ihr Leben lang zusammengespart hatten. Also beschloss ich, abzubrechen, in der Zuversicht, dass am Ende alles okay werden wird. Es war schon beunruhigend damals, aber rückblickend ist es eine der besten Entscheidungen, die ich jemals getroffen habe. In dem Moment, als ich das Studium abbrach, konnte ich damit aufhören, die Pflichtveranstaltungen zu besuchen, die mich nicht interessierten und mich in jene einzuschreiben, die interessant schienen. (…)
Das Reed College bot zu dieser Zeit vielleicht den besten Kalligrafie-Kurs im ganzen Land an. Auf dem ganzen Campus waren jedes Poster, jedes Schild auf jeder Schublade wundervoll von Hand gezeichnet. Weil ich das Studium abgebrochen hatte und keine Pflichtfächer mehr besuchen musste, beschloss ich, einen Kalligrafiekurs zu besuchen, um genau das zu lernen. Ich lernte Serifen- und serifenlose Buchstaben kennen, vom Einfluss der Abstände zwischen ihnen. Ich erfuhr, was großartige Schriften großartig macht. Es war wundervoll, historisch, kunstvoll dezent auf eine Weise, die Wissenschaft nicht einfangen kann und ich fand es faszinierend.
Nichts davon hatte auch nur den Hauch von Hoffnung, einmal praktische Verwendung in meinem Leben zu finden. Aber zehn Jahre später, als wir den ersten Macintosh-Computer entwickelten, kam all dies wieder zurück. Und wir haben alles in den Mac einfließen lassen. Es war der erste Computer mit wunderschöner Schrift. Hätte ich damals nicht diesen einen Kurs besucht, hätte der Mac niemals verschiedene Schriftarten mit proportionalen Abständen bekommen. Und da Windows den Mac einfach kopiert hat, hätte wahrscheinlich auch kein anderer PC sie bekommen.
Hätte ich nicht das Studium nicht abgebrochen, dann hätte ich mich nie in diesen Kalligrafiekurs eingeschrieben und Computer hätten vielleicht niemals diese wundervollen Schriftzeichen, die sie heute haben. Natürlich war es unmöglich, die einzelnen Punkte schon im College zu verbinden. Aber zehn Jahre später ergibt alles ein sehr, sehr klares Bild. Nochmal: Ihr könnt die Punkte nicht im Voraus verbinden, ihr könnt sie erst verbinden, wenn ihr zurückblickt. Du musst darauf vertrauen, dass die Punkte sich in deiner Zukunft irgendwie verbinden. Ihr müsst etwas vertrauen, dem Bauchgefühl, dem Schicksal, dem Leben, dem Karma, was auch immer. Dieser Ansatz hat mich nie enttäuscht und er hat die großen Unterscheide in meinem Leben bewirkt.
Meine zweite Geschichte handelt von Liebe und Verlust.
Ich hatte Glück – ich fand früh heraus, was ich mit Liebe und Hingabe konnte. Woz und ich haben Apple in der Garage meiner Eltern gestartet, als ich 20 Jahre alt war. Wir haben hart gearbeitet und in zehn Jahren wurde Apple von uns zweien in einer Garage zu einem Unternehmen mit zwei Milliarden Dollar Umsatz und mehr als 4000 Mitarbeitern. Wir hatten ein Jahr zuvor unsere beste Entwicklung, den Macintosh, herausgebracht und ich war gerade 30 geworden. Und dann wurde ich gefeuert.(…)
Es war ein sehr öffentliches Scheitern und ich überlegte sogar, aus dem Valley zu fliehen. Aber allmählich wurde mir etwas bewusst: Ich liebte immer noch das, was ich tat. Der Lauf der Ereignisse bei Apple hat das kein Bisschen verändert. Ich wurde abgewiesen, aber ich war immer noch verliebt. Also beschloss ich, noch einmal von vorn anzufangen.
Ich konnte es damals nicht erkennen, aber es stellte sich heraus, dass bei Apple gefeuert zu werden das Beste war, was mir jemals passieren konnte. Die Last, erfolgreich sein zu müssen, wurde ersetzt durch die Leichtigkeit, wieder ein blutiger Anfänger zu sein. Es befreite mich und ich begann einen der kreativsten Abschnitte meines Lebens. (…)
Ich bin mir ziemlich sicher, all dies wäre nicht passiert, wenn ich nicht bei Apple gefeuert worden wäre. Es war eine bittere Medizin, aber ich glaube, der Patient brauchte sie. Manchmal schmettert euch das Leben einem Ziegelstein auf den Kopf. Verliert dann nicht die Zuversicht. Ich bin überzeugt: Das Einzige, was mich weitermachen ließ, war, dass ich liebte, was ich tat. Ihr müsst herausfinden, was ihr liebt. Und das gilt für die Arbeit wie für die Liebe. Die Arbeit wird einen großen Teil eures Lebens ausmachen. Und der einzige Weg, wirklich zufrieden zu sein, ist, das zu tun, von dem ihr glaubt, dass es großartig ist. Wenn ihr es noch nicht gefunden habt, sucht weiter. Lasst euch nicht vorher nieder. Wie bei allen Herzensangelegenheiten werdet ihr wissen, wenn ihr es findet. Und wie jede großartige Beziehung, wird es mit den Jahren besser und besser. Also sucht weiter, bis ihr es findet. Lasst euch nicht vorher nieder.
Meine dritte Geschichte handelt vom Tod.
Als ich 17 war, las ich ein Zitat, das ungefähr so lautete: „Wenn du jeden Tag deines Lebens wie den letzten lebst, wirst du irgendwann Recht haben.” Dies hat mich beeindruckt und seitdem habe ich die vergangenen 33 Jahre jeden Morgen in den Spiegel geschaut und mich gefragt: „Wenn heute der letzte Tag meines Lebens wäre, würde ich das machen wollen, was ich heute vorhabe?” Und wenn an zu vielen Tagen in Folge die Antwort „Nein” lautet, wusste ich, dass ich etwas verändern musste.
Die Erinnerung an den absehbaren Tod ist das wichtigste Werkzeug, um die großen Entscheidungen meines Lebens zu treffen. Denn fast alles – fremde Erwartungen, aller Stolz, jede Angst vor Peinlichkeit oder Scheitern – all diese Dinge verblassen einfach im Angesicht des Todes und lassen übrig, was wirklich wichtig ist. Die Erinnerung daran, dass man sterben wird, ist der beste Weg, den ich kenne, um der Falle zu entgehen, zu denken, man hätte etwas zu verlieren. Ihr seid bereits nackt. Es gibt keinen Grund, nicht seinem Herzen zu folgen. (…)
Eure Zeit ist beschränkt, also verschwendet sie nicht damit, das Leben Anderer zu leben. Seid nicht in starren Regeln gefangen – was bedeutet, dem Denken anderer Leute zu folgen. Lasst den Lärm anderer Meinungen nicht eure eigene innere Stimme übertönen. Und am allerwichtigsten: Habt den Mut, eurem Herzen und eurer Intuition zu folgen. Irgendwie wissen sie, was ihr wirklich werden wollt. Alles andere ist nebensächlich.
Als ich jung war gab es eine wunderbare Zeitschrift namens „The Whole Earth Catalog“, so etwas wie eine Bibel für meine Generation. (…) Stewart und sein Team brachten mehrere Ausgaben des „The Whole Earth Catalog“ heraus und nach einer Weile veröffentlichten sie die letzte Ausgabe. Es war Mitte der 70er Jahre und ich war in eurem Alter. Auf die Rückseite der letzten Ausgabe druckten sie ein Foto einer Landstraße am frühen Morgen, so einer, auf der man sich wiederfinden konnte, wenn man so abenteuerlustig war, per Anhalter zu reisen. Darunter standen die Worte Bleibt hungrig. Bleibt verrückt. Es war ihre Abschiedsbotschaft. Bleibt hungrig. Bleibt verrückt. Und das habe ich mir selbst immer gewünscht. Und jetzt, da ihr nach dem Hochschulabschluss etwas Neues beginnt, wünsche ich euch dies: Bleibt hungrig! Bleibt verrückt!
[1] von uns aus dem Englischen übersetzt und leicht gekürzt